Allerdings zeigt sich, dass die automatisch generierte Zuordnung der ICD-Nummern zu medizinischen Keywords in den Ergebnislisten auf dem Bundes-Klinik-Atlas oft zu Fehlern führt. ICD steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”, zu Deutsch und vereinfacht: „Internationale Klassifikation der Krankheiten“.
Hintergrund:
- Die Ergebnisse des Bundes-Klinik-Atlas basieren auf der Zuordnung der ICD-Nummern zu medizinischen Keywords.
- Laut dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information gibt es über 70.000 ICD-10-PCS-Verfahrenscodes und über 69.000 ICD-10-CM-Diagnosecodes, im Vergleich zu etwa 3.800 Verfahrenscodes und 14.000 Diagnosecodes im früheren ICD-9-CM.
- Dies zeigt die enorme Menge an möglichen Treffern und Kombinationen bezüglich der Leistungen von Krankenhäusern, was zu häufigen Zuordnungsfehlern führt.
Der Klinikatlas generiert seine Einträge aus der automatischen Auswertung von sogenannten §21-Datensätzen und weiteren Quellen wie den Qualitätsberichten der Krankenhäuser. Aufgrund der großen Vielfalt und unterschiedlichen Bezeichnungen in den ca. 1900 deutschen Krankenhäusern kommt es häufig zu erheblichen Verzerrungen. Selbst spezialisierte Leistungen von Fachkliniken werden oft nicht korrekt dargestellt. Dies zeigt sich auch an der Veröffentlichung des sogenannten Pflegepersonalquotienten, der zwischen 3,9 und 315 liegt und somit keine praktische Relevanz für Patienten und Patientinnen hat.
Beispielhafte ICD-Codes:
- C00 bis D48: Gut- und bösartige Tumore
- D50 bis D90: Krankheiten des Blutes und des Immunsystems
Problem: Die automatische Zuordnung von ICD-Codes zu Hunderten Kliniken ist schwierig, und wenn Kliniken nicht korrekt zugeordnet werden, entsteht ein Wettbewerbsnachteil. Patienten aus Wernigerode oder Quedlinburg könnten fälschlicherweise beispielsweise zu Kliniken in Braunschweig geschickt werden.
Beispiel Arteriosklerose:
Bei der Suche nach dem Krankheitsbild Arteriosklerose mit Postleitzahlen- und Ortseingabe "38855 Wernigerode" in die Suchmaske des Bundes-Klinik-Atlas (https://bundes-klinik-atlas.de/) muss der Patient viele Ebenen durchlaufen, ehe er auf das Harzklinikum stößt.
Beispiel: Nach Spezifizierung und Aktivierung des Online-Suchmasken Pop-Ups "Mehr Vorschläge einblenden +" erscheinen zahlreiche medizinische Diagnose-Treffer. Beim Klick auf "Verkalkung der Schlagadern - Arteriosklerose (ICD: I70.22, I70.24, I70.25, I70.20, I70.21, I70.23, I70.29, I70.0, I70.9, I70.8, I70.1, I70.26)" kommen in unserem Test 18 Treffer, teils weit entfernt vom Einzugsgebiet Wernigerode:
- Herzogin-Elisabeth-Hospital Braunschweig
- Adresse: Leipziger Straße 24, 38124 Braunschweig | 47,8 km
- Behandlungsfälle: 548 (sehr viele)
- Pflegepersonalquotient: 48,06 (überdurchschnittlich)
- Pflegekräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung: 186 Vollkräfte
- Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben GmbH, Standort Wernigerode
- Adresse: Ilsenburger Straße 15, 38855 Wernigerode | 0,8 km
- Behandlungsfälle: 532 (sehr viele)
- Pflegepersonalquotient: 48,69 (überdurchschnittlich)
- Pflegekräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung: 268 Vollkräfte
Problem: Das Online-Ranking der Kliniken wird nach der Anzahl der Behandlungsfälle angezeigt, was für einen Bürger in Wernigerode nicht immer das relevanteste Ergebnis ist und zu Verwirrung führen kann.
Weitere Kritikpunkte:
- Fehlerhafte Darstellung von Fachabteilungen und Leistungen:
- Bei der Kinderbetreuung führt die Voreinstellung „nach Fallzahlen“ zu Verweisungen an entfernte Maximalversorger, obwohl unser Krankenhaus, das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben GmbH im Landkreis Harz, mit über 1000 Geburten und Level-2-Zentrum die beste Einrichtung ist.
- Fehlende Aktualität der Darstellung:
- Änderungen wie Öffnungen, Schließungen und Verlegungen von Abteilungen werden nicht aktuell berücksichtigt. In den letzten zwei Jahren wurden beispielsweise zwei Geburtshilfen im Landkreis Harz geschlossen, eine Kinderklinik verlegt, ein Fachkrankenhaus für Pneumologie geschlossen und mehrere Abteilungen umstrukturiert.
- Unzureichende Abbildung der medizinisch-fachlichen Struktur:
- Das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben besteht aus drei Standorten im Landkreis Harz (Quedlinburg, Wernigerode, Blankenburg). Diese Standorte haben spezialisierte Aufgaben und das Personal wird bei Bedarf flexibel eingesetzt. Die isolierte Darstellung der Standorte spiegelt nicht das volle Leistungsspektrum wider. Zudem werden psychiatrische Einrichtungen wie unser Harzklinikum in Blankenburg (Psychiatrie, 153 Betten) nicht berücksichtigt.
- Unfertiges oder ungeeignetes Internetwerkzeug:
- Der deutsche Bundes-Klinik-Atlas befindet sich noch in der Optimierungsphase. Es ist inakzeptabel, dass aufgrund von IT-Problemen und unzureichender automatisierter Abfrageverfahren zahlreiche Einträge fehlen und medizinische Behandlungsfelder nicht korrekt einem Klinikum zugeordnet werden. Dies führt dazu, dass wichtige Informationen nicht schnell, problemlos und fehlerfrei gefunden werden können.
- Automatisierte Aufarbeitung von Datensätzen:
- Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Bezeichnungen und Strukturen ist es fraglich, ob eine automatisierte Aufarbeitung korrekte Darstellungen liefern kann. Patienten werden mit komplexen medizinischen Nomenklaturen konfrontiert, was zu Verwirrung führen kann. Zudem erfordert die Arbeit an den bestehenden und vorgeschriebenen Qualitätsberichten bereits jetzt enormen Aufwand und Vollzeitstellen, um die Angaben aktuell zu halten und zu reporten.
- Bürokratischer Aufwand:
- Die Notwendigkeit, den Bundes-Klinik-Atlas ständig zu überprüfen und zu korrigieren, erhöht den bürokratischen Aufwand erheblich und widerspricht der Intention des Gesetzgebers.
Weitere Details:
- Eintragungen:
- Der Pflegepersonalquotient unseres Hauses ist korrekt. Wir haben einen hohen Anteil examinierter Pflegekräfte (85%), was uns im Vergleich sehr gut positioniert.
- Verunsicherung bei Patienten:
- Patienten orientieren sich eher an unseren eigenen Informationen im Internet und in regionalen Tageszeitungen wie der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) und Volksstimme.
- Zuarbeit für den Atlas:
- Der Bundes-Klinik-Atlas basiert auf Daten des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) und des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK). Eine zusätzliche Zuarbeit unsererseits erfolgt nicht, was einerseits schön ist, andererseits zu den skizzierten Problemen führt.
- Intervention wegen Fehlern/Mängeln:
- Wir werden die Angaben im Bundes-Klinik-Atlas weiterhin überprüfen und bei Bedarf intervenieren.
- Wir werden die Angaben im Bundes-Klinik-Atlas weiterhin überprüfen und bei Bedarf intervenieren.
Über das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben GmbH:
Das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben GmbH, auch bekannt als das Harzklinikum, ist das kommunale Krankenhaus im Landkreis Harz, das eine umfassende Versorgung für jährlich 32.000 bis 34.000 stationäre und etwa 70.000 ambulante Patienten und Patientinnen bietet. Es verfügt über ein Team von rund 300 hochqualifizierten Ärzten und Ärztinnen sowie etwa 1300 Pflegekräften und weiterem Fachpersonal. Seit über 120 Jahren setzt sich das Harzklinikum für die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Patientinnen und Patienten an den Standorten Quedlinburg, Wernigerode und Blankenburg ein. Das Einzugsgebiet des Harzklinikums in Sachsen-Anhalt reicht bis nach Süd-Niedersachsen, und es ist bekannt für seine hochwertige medizinische Versorgung in der gesamten Region.