Wernigerode, Quedlinburg, Blankenburg, 18.08.2025– Nach genau 50 Jahren Dienstzeit verabschiedet das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben eine seiner dienstältesten Mitarbeiterinnen: Marina Franz. Am 1. September 1975 begann sie mit 14 Jahren ihre zweijährige Teilausbildung als Wirtschaftsgehilfin im damaligen Kreiskrankenhaus Wernigerode unter Karl-August Winter, Chefarzt der Inneren Klinik. Einen Geschäftsführer gab es damals nicht – das Haus wurde von einem Ärztlichen Direktor und einem Ökonomischen Direktor, damals Herr Fessel, geleitet.
Am 1. Juli 1977 startete sie als Stationshilfe. Nach der Geburt ihrer Tochter Susanne (heute seit über 20 Jahren OP-Schwester in Wernigerode) kehrte sie am 1. September 1980 zurück, nach der Geburt ihres Sohnes Robert am 15. November 1983 erneut – nun im Hol- und Bringedienst und zusätzlich stundenweise auf Station I 1 in der Küche. Seit dem 1. Juli 1991 ist sie ausschließlich im Hol- und Bringedienst tätig.
Früher wie heute beginnt der Arbeitstag um 6.00 Uhr – damals jedoch oft mit Sieben-Tage-Wochen und bis zu zwölf Arbeitstagen am Stück. „Heute haben wir es besser, aber auch jetzt sind solche Schichten keine Seltenheit, wenn der Krankenstand hoch ist“, sagt ihre Vorgesetzte Kerstin Linke, Teamleiterin des Hol- und Bringedienstes an den Standorten Wernigerode und Blankenburg.
Ihr Arbeitsweg war lang: Für die Frühschicht stand sie um 2.30 Uhr auf, fuhr um 4.00 Uhr mit dem Bus von Abbenrode durch das damalige Grenzgebiet, erreichte um 4.15 Uhr den Hauptbahnhof Wernigerode und ging noch 20 Minuten zu Fuß zum Krankenhaus. Ein Fahrrad konnte sie sich nicht leisten.
Aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Abbenrode, war Arbeit selbstverständlich. Die Eltern hielten Schweine, Hühner, Tauben und Flugenten. „Das Schlachten war immer ein Fest – wir haben die Enten in einer Mullwindel gerupft, die Federn mit dem Bügeleisen abgedämpft und die Stoppeln über einer Gasflamme abgebrannt.“ Zusätzlich half sie auf Kirschenplantagen und sammelte Altpapier, um sich ein paar Mark Taschengeld zu verdienen.
Während ihrer Ausbildung erhielt sie 105 Mark im Monat – bar in der Lohntüte. Etwa die Hälfte gab sie zu Hause ab, der Rest reichte für die Busfahrten. Urlaub gab es nicht, man lebte bescheiden, aber zufrieden.
Am 31. August 2025 endet ihre Zeit als festangestellte Mitarbeiterin am Harzklinikum. Es ist zugleich ihr 50-jähriges Jubiläum. Gerne würde sie dem Haus auch künftig als Aushilfe verbunden bleiben. Nach derzeitiger Kenntnis wäre der steuerliche Abzug jedoch zu hoch, um als Springer regelmäßig tätig zu sein. Ob die geplante Rentenreform der Bundesregierung hier eine Lösung bringt, ist noch offen. Das Thema wird an Bedeutung gewinnen. In den kommenden Jahren gehen viele der in Deutschland sogenannten Babyboomer in den Ruhestand. Dadurch wird sich der Personalengpass auch in Krankenhäusern weiter verschärfen.
„Mit Marina Franz geht eine Mitarbeiterin, die über Jahrzehnte hinweg ein Stück Krankenhausgeschichte mitgeschrieben hat. Sie steht für Einsatz, Beständigkeit und sehr großen tollen Teamgeist“, sagt Dr. Matthias Voth, Geschäftsführer des Harzklinikums.
Foto (kk) von links: Marina Franz (links) mit ihrer Chefin, Kersin Linke, Teamleiterin Hol- und Bringdienst am Harzklinikum Wernigerode. Frau Linke ist auch seit über 25 Jahren am Harzklinikum.