Das Hernienzentrum des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben (Harzklinikum) am Standort Quedlinburg ist seit dem 1. Juni 2025 offiziell als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie (chirurgische Behandlung von Brüchen der Bauchwand) anerkannt. Die Zertifizierung wurde von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) verliehen. Sie bestätigt die hohe fachliche und strukturelle Qualität bei der operativen Versorgung insbesondere von Leisten- und Bauchwandbrüchen.
Hernien – im Alltag auch „Brüche“ genannt – entstehen, wenn sich Gewebe, etwa Teile des Darms oder Fettgewebe, durch eine Schwachstelle in der Bauchwand nach außen vorwölbt. Besonders häufig treten Leistenbrüche (Leistenhernien) auf, gefolgt von Nabel- und Narbenbrüchen (Brüche nach Operationen). Anfangs bleibt der Bruch oft unbemerkt oder verursacht nur leichtes Druckgefühl. Später können Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Einklemmungen auftreten. In schweren Fällen droht eine akute Abschnürung des Darms – dann ist eine Notoperation erforderlich.
Das Zentrum gehört zur Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie (Chirurgie des Bauchraums, der inneren Organe und Tumoren) unter Leitung von Chefarzt PD Dr. med. Elias Karakas. Die operativen Eingriffe erfolgen ambulant und stationär. Versorgt werden Leistenbrüche, Nabelbrüche, Narbenbrüche, Zwerchfellhernien (Brüche im Zwerchfellbereich), Brüche in der Schrittregion sowie komplexe Rezidivhernien (erneut auftretende Brüche) nach Voroperationen.
Jährlich führt das Zentrum rund 600 Eingriffe durch. Zum Einsatz kommen minimalinvasive Techniken wie TEP (total extraperitoneale Patchplastik) und TAPP (transabdominale präperitoneale Patchplastik), beides sogenannte Schlüssellochverfahren mit Netzimplantation, sowie klassische offene Verfahren wie das Shouldice-Verfahren (netzfreie Muskelnaht-Technik) oder die Lichtenstein-Methode (offene Operation mit Kunststoffnetz) bei Leistenbrüchen. Auch komplexe Bauchwandrekonstruktionen bei Narbenbrüchen jeder Größe werden durch moderne OP-Techniken, darunter die minimalinvasiven Verfahren MILOS (Minimal Invasive Less Open Surgery) und E-MILOS (endoskopische MILOS-Technik), routinemäßig durchgeführt. Sämtliche Eingriffe werden im unabhängigen Herniamed-Register dokumentiert.
Die Anerkennung als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie wurde nach den Richtlinien der DGAV und in Kooperation mit der DHG vergeben. Sie gilt zunächst bis 2028 und wurde namentlich für die Operateure Dr. med. Jan Schröder, Fanny Dammköhler und Wolfgang Kühne ausgesprochen.
„Dass wir diese Auszeichnung erhalten haben, ist das Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Aufbauarbeit“, sagt Chefarzt PD Dr. med. Elias Karakas. Oberarzt Dr. med. Jan Schröder und Fachärztin Fanny Dammköhler haben das Zentrum in den vergangenen Jahren fachlich und organisatorisch so weiterentwickelt, dass es heute eines der wenigen von DGAV und DHG zertifizierten Spezialzentren für Leisten- und Bauchwandbrüche in Sachsen-Anhalt ist.
Am Mittwoch, dem 1. Oktober 2025, informiert das Hernienzentrum im Rahmen des "Medizinischen Mittwochs" ausführlich über Diagnostik (Erkennung von Krankheiten) und moderne Therapieverfahren bei Hernien.
Das kommunale Harzklinikum behandelt jährlich rund 100.000 Patientenfälle, verfügt über 777 aufgestellte Betten und beschäftigt über 2.400 Mitarbeiter, darunter 280 Ärztinnen und Ärzte, an den drei Standorten Quedlinburg, Wernigerode und Blankenburg im Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt.
Bildunterschrift: Oberarzt Dr. med. Jan Schröder